Hilfe am Vulkansee Atitlan

Die Schlammkatastrophe

dummy1 Am 5. Oktober 2005 verwüstete der Hurrikan Stan ganze Landstriche in Guatemala. Am See Atitlan wurden durch die starken Regenfälle verheerende Schlammlawinen an den Hängen der Vulkane ausgelöst. In Tzanchaj, einem Stadtteil der Gemeinde Santiago Atitlan, verloren aufgrund der Regenfälle und Schlammlawinen ungefähr sechzig Familien ihre Häuser. Der Großteil dieser Familien lebt immer noch in Notunterkünften.

Die erste Versammlung der betroffenen Familien

Am 5. November haben wir im lokalen Radio sehr kurzfristig eine Versammlung betroffener Familien in Tzanchaj zusammengerufen. Es kamen Vertreter von ca. vierzig Familien, von manchen nur der Mann oder die Frau. Zunächst stellten wir uns vor. Wir gaben dann vor allem das Wort an die Einheimischen und fragten sie, was aus ihrer Sicht getan werden müsste. Sehr zögerlich fingen sie an zu sprechen, zunächst ausschließlich Männer, nach einer Weile dann auch Frauen. Es stellte sich heraus, dass die am dringendsten benötigten Sachen Werkzeuge (zur Arbeit auf den Fincas), Häuser, traditionelle Kleidung für die Frauen und Küchengegenstände sind. Zusätzlich zu den Schäden durch die Naturkatastrophe sind viele Häuser in der Zeit der Evakuierung ausgeraubt worden.

Der Beginn einer Organisation

dummy1 Nach der allgemeinen Stimmungslage nahmen wir die Namen und Bedürfnisse jeder einzelnen Familie auf. Dazu hatten wir in einem Klassenzimmer eine persönliche Sprechstunde eingerichtet. Die Neugier war gross. Diejenigen, die noch nicht dran waren, mussten mehrfach darauf hingewiesen werden, außerhalb des Raumes zu warten. Wir griffen auf bestehende Listen zurück und riefen die einzelnen Namen auf. Wir hörten uns die Verluste an und erklärten dann unsere mittelfristige Vorgehensweise. Wir baten die Familien, sich in Vierer- bzw. Fünfergruppen zusammen zu finden, um die Bedürfnisse zusammenzustellen und herauszufinden, wie man sie beschaffen könnte. Durchgehend wurde sehr aufmerksam zugehört und so dauerte die ganze Versammlung dann auch über viereinhalb Stunden. Ich war begeistert von der Aufmerksamkeit und Geduld und hatte das Gefühl, dass einige wirklich anfingen, sehr genau nachzudenken. Zuvor hatte ich das Gefühl, dass man sich angesichts der Katastrophe schon angewöhnt hatte, Hilfe anzunehmen und sogar auch zu betteln, ohne sich dabei jedoch der eigenen Bedürfnisse und noch weniger möglicher Veränderungen bewusst zu sein.